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Ephemere Erscheinung

 
2016
legierter Draht
Installation in fünf Sakralräumen
Landshut

 

Brigitte Schwacke schuf für Sakralräume in Landshut Kunstwerke, die sich als imaginäres Netz über die Stadt legen und diese Orte des Glaubens miteinander verbinden. Kunst und Kirche, Konfessionen und Religionen, Menschen unterschiedlichster kultureller und religiöser Prägung kommen auf diese Weise miteinander ins Gespräch. Mitglieder der evangelischen Gemeinde der Christuskirche und der muslimischen DITIB Gemeinde haben über Monate hinweg ihre eigenen ‚Lebenserzählungen‘ in die Installationen eingearbeitet. Das Flüchtige der zarten, temporären Installationen korrespondiert im Austausch mit dem Ewigkeitsanspruch dieser Orte. Die raumgreifenden, transzendenten Strukturen rücken verschiedene Kirchen und Gebetsräume der Landshuter Innenstadt in neue Perspektiven.
Der Grad der Intervention ist dabei sehr unterschiedlich: In einer Kapelle entfaltet sich ein gewaltig dimensioniertes, in seiner Erscheinung dennoch transparentes Gebilde. In einem anderen Sakralraum wiederum wird der Wanderer zwischen Epochen, Konfessionen und Räumen suchen müssen nach einer zarten Zäsur, die den Betrachter dazu bringt, seine Umgebung mit großer Aufmerksamkeit neu zu entdecken und dabei seine Sehgewohnheit zu hinterfragen. Die fragilen Gebilde bringen fünf sakrale Orte in Beziehung zueinander:
Die katholische Dominikanerkirche St. Blasius und die Magdalenenkapelle als Gruft des seit der Säkularisierung aufgegebenen Dominikanerordens beherbergen teils eigens für diese Orte geschaffene Arbeiten Schwackes. Die evangelische Christuskirche an der Isar, in der die umfangreichste Arbeit des Projektes der ‚Lebenserzählungen‘ realisiert wurde, schlägt eine Brücke zur Moschee der DITIB-Gemeinde, wo in den Gebetsräumen von Männern wie Frauen zarte ‚Din A 5‘ von der mit dem ungewohnten Werkstoff Draht verbrachten Zeit Zeugnis geben. Eine Installation Brigitte Schwackes am ehemaligen Herzogskasten weist auf den verlorenen Ort der Landshuter Synagoge hin. So vergegenständlichen sich in den Werken der Künstlerin imaginäre, buchstäbliche, emotionale und spirituelle Wege und Brücken in unserer Stadt.Zugleich laden die Installationen in einer zunehmend säkularisierten Welt zur intensiven, sinnlich erfahrbaren Auseinandersetzung mit religiösen Kontexten iminterkulturellen Dialog ein.
Stefanje Weinmayr
 
 
Katalog zur Ausstellung im Modo-Verlag
mit Beiträgen von Ulrike Lorenz, Ulrich Schäfert, Peter B. Steiner, Stefanje Weinmayr, Hans-Martin Weiß und Michael Wolffsohn