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Biozentrum

 
2008
legierter Draht
ca 1900x600x600 cm
Neues Biozentrum der
Ludwig-Maximilians-Universität,
München
Ähnlich der von Elektronenrastermikroskopen erzeugten Abbildungen von Zellverbindungen wachsen hier Strukturen wie organische Antipoden in das strenge, architektonisch klar gegliederte Treppenhaus. Sie winden sich an Wänden empor, überwachsen Treppen und finden ihren Weg  in den zum Himmel geöffneten Lichtschacht.
Strukturen, die den hier arbeitenden Wissenschaftlern gewöhnlicherweise unvorstellbar klein begegnen, wachsen auf mehrere Meter Größe an. Das Treppenhaus erlebt plötzlich eine Transformation vom Transportweg zum Forschungsinstrument. Der Forscher selbst befindet sich unvermittelt auf real erlebbarer Höhe zu seinem Forschungsgegenstand. Das eigentlich unsichtbar Winzige wird – einer Bergbesteigung ähnlich – mit dem eigenen Körper erkundbar. Dabei erleben Forscher wie Besucher in der Wahrnehmung der Skulpturen Analogien zur forschenden Tätigkeit selbst. Formen werden erfassbar, überschneiden sich, lösen sich auf, finden sich wieder. Der mühsame Prozess der Hypothesen- und Theoriebildung kann in diesem Treppenhaus immer wieder neu nachvollzogen werden.
Dabei sind diese Objekte keine maßstabs- und formgetreue Reproduktionen existierender Zellformationen, sondern entwickeln eine eigenständige, ästhetische Wirklichkeit, erscheinen unbekannt, unkalkulierbar, geheimnisvoll. Wie in der Praxis von Forschung bleibt auch bei dieser Installation eine Gesamtsicht unmöglich: Es gibt im Treppenhaus keinen Ort, an dem die vollständige Installation mit einem Blick zu erfassen wäre.
So ist das ‚Ganze’ auch hier, da nur in Teilperspektiven real zu erfassen, ein Konstrukt der Vorstellung.