Das Wegenetz der Stadt Eislingen/Fils ist ein Geflecht pulsierenden Lebens, in dem der Organismus Stadt den Austausch seiner lebenswichtigen Ingredienzien organisiert. Da gibt es mit der Fils und der parallellaufenden Eisenbahnlinie eine dominierende West Ost Horizontale im Stadtbild, da schlängeln sich organisch gewachsene Straßenverläufe durch den Stadtkern, eingerahmt von offensichtlich am Reißbrett entwickelten, geometrisch ausgerichteten Siedlungsarealen. Keine von diesen Straßen und Wegen verläuft zufällig, alle folgen sie ihrer Aufgabe, haben sie eine Notwendigkeit, entstand ihr Verlauf aus intuitiver Gewohnheit oder planerischer Absicht.
Das Anliegen meiner Arbeit ist es, diese inhärenten Strukturen herauszuschälen, sie von ihrer unmittelbaren Eingebundenheit in der Stadtwirklichkeit abzulösen und ihnen in abstrakter Form die ästhetische Dimension einer geheimnisumwitterten Wand-Hieroglyphezu verleihen. Dabei bilden die verschlungenen Pfade der Stadt einen vitalen Kontrast zu der klaren, Offenheit signalisierenden Architektur des neuen Rathauses. Hier mag sich die Großmutter mit dem Enkel, der Lehrer mit der Schulklasse oder jeder andere Bürger aufmachen, die verborgenen Geschichten der Stadtstruktur ihres Eislingen/Fils anhand der in der Skulptur manifestierten Lebensadern zu ergründen.
Die polierte und so leicht spiegelnde Oberfläche der ca. 25 qm großen, filigranen Stahlskulptur reflektiert das Gebäudeinnere und seine Besucher mit ihrer netzartigen Struktur lebendig und nimmt so die Betrachter in sich als Spiegelbild auf. Im neuen Rathaus erfahren sich die Bürger so als lebendigen Teil ihres Wohnortes, sicher eine wesentliche Eingangsvoraussetzung für ein bürgernahes, demokratisches Rathaus.